Geschichte
Geisenfelder Nachsuche
Eine Besonderheit unter den Jagdgebrauchshundeprüfungen
Nachsuche auf künstlicher Fährte ohne Richterbegleitung
Mit dieser Prüfung hat der Jagdgebrauchshundeverein Donau-Altmühlecke eine Alleinstellung im JGHV
Im herkömmlichen Sinne ist die Nachsuche auf künstlicher Fährte, auch Geisenfelder Nachsuche genannt, eigentlich keine Prüfung. Vielmehr soll sie dem Führer nach bestandener Schweißprüfung eine Möglichkeit bieten, allein auf sich gestellt eine Nachsuche anzutreten, die der harten Realität einer solchen künstlich nachgestellt ist. Der Führer wird zum Anschuss gebracht, der in diesem Fall mit dem die Fluchtrichtung eindeutig anzeigenden Fährtenbruch gekennzeichnet ist.
Von da ab ist das Nachsuchengespann auf sich allein gestellt. Hinweise über die Fährtentreue seines Hundes kann der Führer über dessen Anzeigen der Verweiserpunkte und der Wundbetten, die jeweils mit einem Laubblatt gekennzeichnet sind, bekommen. Das Ziel ist, in möglichst kurzer Zeit zum Stück zu kommen und möglichst viele der auf der Fährte abgelegten Verweiserblätter zu finden.
Die Prüfung entstand aus einer Idee, die der damalige 1.Vorsitzende des Bayerischen Dachshund Klub BDK Michael Schwabe hatte, die er 1982 aus der Schweiz mitbrachte. Dort führte er seinen Rauhaarteckel auf einer „erschwerten Schweißprüfung ohne Richterbegleitung“ vom „silbernen Bruch“, dem Orden einer Schweizer Verbindung. Schwabe kehrte zwar erfolglos aus der Schweiz zurück, war aber von der Schweizer Prüfung so begeistert, dass er diese unter dem Dach des DTK in Deutschland einführen wollte.
Nach vielen intensiven Gesprächen und Diskussionen konnte Schwabe seine Mitstreiter im BDK, darunter auch Edgar Wagner aus Pörnbach, davon überzeugen, die Prüfung zuerst einmal als einen Test innerhalb des BDK und ohne vorherige Zustimmung des DTK, abzuhalten.
Am 14. Juli 1984 war es dann so weit, die erste Nachsuche auf künstlicher Fährte ohne Richterbegleitung fand im Revier Gut Meilenberg bei Wolfratshausen statt. Bei der ersten Prüfung waren drei Nachsuchengespanne gemeldet. Alle konnten die Prüfung bestehen, darunter auch Edgar Wagner mit seiner Teckelhündin Anis v. Gröbental.
Die Begeisterung über den Erfolg der Prüfung war so groß, dass die Organisatoren beschlossen, diese unbedingt weiter bestehen zu lassen. Bereits für 1985 planten sie eine Wiederholung.
Allerdings musste für die Neuauflage ein größeres Revier gefunden werden, denn es sollten bis zu zwölf Meldungen möglich sein. Man wollte sich für alle Jagdhunderassen, die eine bestandene Verbandschweißprüfung nachweisen konnten, öffnen. Edgar Wagner fand mit dem damaligen Direktor des Forstamtes Geisenfeld FOR Zink einen Befürworter, der den ganzen Geisenfelder Forst (3000ha) für die Nachsuche zur Verfügung stellte.
Die erste offizielle Ausschreibung fand unter dem BDK der Sektion München statt, denn der DTK Deutsche Teckelklub gestattete keine Ausschreibung unter seinem Dach. Misstrauisch beobachtete man die Handlungen der Aktiven in Bayern.
Die 1. Nachsuche im Geisenfelder Forst fand am 21. Juli 1985 statt. Zwölf Gespanne traten an, acht konnten die Prüfung bestehen.

Ein überwiegend positives Echo aus Fachkreisen und die sich daraus ergebende Berichterstattung in den Jagdzeitschriften veranlasste die Organisatoren bereits für 1986 die 3. Nachsuche zu planen.
So kam es am 20. Juli1986 zur dritten Nachsuche im Geisenfelder Forst. Angetreten waren elf Gespanne, fünf davon konnten die Prüfung wieder bestehen. Ausgeschrieben wurde diese wieder unter dem BDK. Wie bereits 1985 konnte man sich beim DTK mit dem „eigenmächtigen“ Vorgehen der bayerischen Mitglieder, eine eigene Prüfung zu etablieren, nicht anfreunden. Man stellte den Sinn dieser Prüfung in Frage und befürchtete u. a., dass mit der Nachsuche eine Konkurrenz zu den anderen Verbandsschweißprüfungen entstehen könnte. Auch könnte zu den im DTK vereinseigenen Schweißprüfungen eine Konkurrenz entstehen, die diese evtl. in Frage stellen würde. Die Bedenken formulierte der damalige 1. Vorsitzende des DTK Ingo Borggräfe in einem am 7. Juli 1986 verfassten Brief an den 1. Vorsitzenden im BDK der Sektion München, in dem er diesem dann abschließend untersagte die Prüfung, weiterhin unter dem Dach des BDK auszuschreiben. Nachdem eine Ausschreibung unter dem BDK nun nicht mehr möglich war, die Prüfung aber weiterbestehen sollte, musste ein neuer Trägerverein gefunden werden. Edgar Wagner wandte sich daraufhin an den 1. Vorsitzenden des JGV Donau-Altmühlecke Josef Hagen und konnte diesen sofort für sein Anliegen gewinnen.
Bereits am 14. Juli 1986 schrieb Hagen an das Forstamt Geisenfeld einen Brief, in dem er diesem mitteilte, dass der JGV Donau-Altmühlecke vom BDK die Geisenfelder Nachsuche übernommen hätte und zukünftig ausrichten werde. Die Zustimmung des Forstamtes, die Prüfung wieder abhalten zu dürfen, war reine Formsache. So konnte erstmals die Nachsuche unter Donau-Altmühlecke ausgeschrieben werden – Prüfungsleiter blieb Edgar Wagner.
In den Jahren 1987 bis 1992 fanden die Ausschreibungen immer unter Donau-Altmühlecke statt. Unterstützung kam in dieser Zeit noch immer von der Sektion München des BDK. Gemeinsam organisierte man die Prüfungen. Im Jahr 1993 stieg dann der BDK aus der Organisation aus – die meisten Führer und Richter kamen mittlerweile nicht mehr aus dem Umfeld des BDK und somit ging die bis dahin enge Verbindung zum BKD nach und nach verloren. Suchenleiter und Hauptorganisator der Geisenfelder Nachsuche blieb aber weiterhin Edgar Wagner.
In den Jahren von bis 1990 bis 1995, Edgar Wagner war mittlerweile zum 1. Vorsitzenden von Donau-Altmühlecke gewählt worden, stellte man dreimal den Antrag an den Jagdgebrauchshundeverband JGHV um Anerkennung als Verbandsprüfung. Diese Anträge wurden vom JGHV immer wieder abgelehnt, obwohl viele namhafte Führer aus ganz Deutschland - unter ihnen die Brüder Uwe und Jörg Tabel sowie der ehemalige Vorsitzende des JGHV Herr Christopf Frucht - in den folgenden Jahren mit ihren Hunden zur Geisenfelder Nachsuche angetreten sind oder sich als Fährtenleger und Richter zur Verfügung stellten und somit den hohen Stellenwert der Prüfung mit dokumentierten. Selbst die Aufnahme und Anerkennung als Verbandsprüfung im österreichischen JGHV konnte die Entscheidung der deutschen Gremien nicht positiv beeinflussen. So blieb die Prüfung bis heute ein unter Donau-Altmühlecke e. V. jährlich organisiertes Unikat in Deutschland.

Nach 15 Jahren, in denen Anton Gamperl (Bild rechts) sich für die jährliche Organisation der Geisenfelder Nachsuche verantwortlich zeigte und dieser als Prüfungsleiter vorstand, übergab er 2019 sein Amt an Klaus Neumayr.
Dreimal, 1996, 2002 und 2013 musste die Prüfung mangels Meldungen ausfallen. Bis 2022 traten 280 Gespanne an, 186 davon konnten die Prüfung jeweils bestehen und wurden mit dem bronzenen Siegel ausgezeichnet.

In Erinnerung an den Mitbegründer und langjährigen Leiter der Prüfung wird die 40. Geisenfelder Nachsuche erstmals als „Edgar Wagner Gedächtnisprüfung“ ausgeschrieben.
Ebenfalls zum ersten Mal in der Geschichte der Prüfung wird zur Erinnerung an das Urgestein der Prüfung der Edgar Wagner Gedächtnis Preis (Bild links) an das beste Nachsuchengespann verliehen. Der Preis, auf dem ein in Bronze gegossener Teckel steht, soll daran erinnern, dass Edgar Wagner in einem Haushalt mit Teckeln aufgewachsen ist, als Jäger lange Zeit Hunde dieser Rasse führte und dass die Prüfung seine Wurzeln beim Bayerischen Dachshund Club hatte.
Es bleibt zu hoffen, dass sich immer wieder verantwortliche Mitglieder finden, die im Sinne der Wegbereiter am Fortbestand der Prüfung festhalten werden. Vielleicht schreibt dann wieder einmal ein erfolgreicher Führer im Mitteilungsblatt seines Zuchtvereines.
Für die Leistung meines Hundes wird mir
das Bronzene Siegel überreicht,
ich halte es andächtig in der Hand
„schwer wie Gold aber viel wertvoller“
Im Januar 2023
Klaus Neumayr